Wenn jemand einen Ort sucht, wo auf 100 Metern ein Wuaka (Heiliger Ort), eine Minnihuette mit 15 - 20 Bewohnern und eine "Lxusunterkunft" mit gefliestem Hof, toller Wohnzimmereinrichtung einer Digikamera (700 $) und zwei WCs sucht, so komme er nach San. Miguel.
Uebrigens!
Vor einen Jahr haben die Menschen dort nach 20 Jahren bei den Behoereden Betteln endlich fliessendes Wasser (7 Sol pro Tag) und ein bisschen Asfalt bekommen.
Wenn jemand "Wunderheiler" - Charismatiker sucht, so besuche er eine kath. Messe mit 1000 Besuchern in der Pfarre San. Miguel.
Die Pfarre San. Miguel wird von Spanien gesponsert und gleicht einem Viertel im Viertel. Sie wird von Sicherheitsbeamten bewacht und hat eine morderen Kirche, die in Wien nach ihresgleichen sucht.
Angeblich interessieren sich die Menschen nicht mehr fuer die Befreiungstheologie (oder doch nur der Erzbischof und die Priester von San. Miguel?)! Am liebsten wuerde "man" die befreiungstheologischen Bilder in der Kirche (schaetzungsweise aus den 80er Jahren) uebermalen. Es stellt sich fuer mich die Frage wer der "man" ist?
Vielleicht der selbe "man" (Erzbischof), der kein Denkmal ueber die 20 Jahre Gewalt will?
Lg. Christian
peruchris - 14. Aug, 23:54
... kinder & hunde - ein alltaegliches Bild hier in Pando (Teilbezirk von San Miguel)
(auf diesem foto ausnahmsweise mehr kinder als hunde ;-)
williZ - 14. Aug, 23:52
Wenn jemand einen Ort sucht, wo mehr Hunde als Kinder (und Kinder gibt es hier wirklich viele), der mache einen Abstecher nach San. Miguel (von Magdalena Richtung Flughafen)!!!
Lg. Christian
peruchris - 14. Aug, 23:48
Nach dem ersten Tag, der uns viele erschreckende Bilder eroeffnet hat, hat es gut getan, gemeinsam mit Christiane nachts noch einmal ueber alles zu sprechen. Zu wissen, dass man in einem gepflegten komfortablen Haus einschlaeft, waehrend nicht einmal 100m weiter die Menschen mit Tieren auf engstem Raum in staubigen Barracken ohne Zugang zu Wasser in der Kaelte leben. Das Gefuehl der Ohnmacht kehrt in Anbetracht der Gegensaetze dieser Gesellschaft immer wieder.
Ganz anders hat sich unser zweiter Tag hier im pueblo joven von Lima praesentiert: nachdem wir erschoepft eingeschlafen sind und mehr als 10 Stunden geschlafen haben, haben wir mit unseren sehr netten, warmherzigen Gasteltern gefruehstueckt und sind anschliessend zum naechstgelegenen Strand gefahren - bei strahlendem Sonnenschein! Das anschliessende Programm mit einer Bootsfahrt, umgeben von zahlreichen riesigen Pelikanen, Fisch essen am Meer (Ceviche, eine Spezialitaet Perus, besteht aus rohem Fisch und Limettensaft) und badenden Kindern (brrr...que frio) war ein riesiger Kontrast zu all der Armut und dem Elend, das wir am ersten Tag gesehen haben. Auch abends haben sich Eddy und Liz etwas ganz Besonderes fuer uns ueberlegt und die Jugendlichen aus dem Viertel eingeladen, um mit uns zu musizieren, zu tanzen und Pisco sour zu trinken. Mit viel Neugier und Interesse und Offenherzigkeit sind uns die chicos und chicas aus Santa Rosa begegnet und uns ist wieder einmal bewusst geworden, dass sich die Musik trotz Sprachbarrieren einen Weg in die Herzen der Menschen bahnt und Bruecken bildet zu anderen Kulturen.
So wie diese beiden Tage der Gegensaetze hat sich hier vieles als kontraer gezeigt: so zum Beispiel die Armut der Menschen im Gegensatz zu ihrer Freude am Leben.
Dieses Wochenende war bestimmt eine tolle und vor allem einzigartige Erfahrung und ich bin froh, diese mit Christiane zu teilen und heute Abend den anderen aus unserer Gruppe davon berichten zu koennen.
Nun werden wir die Schule von Liz besuchen, die dort als Lehrerin arbeitet, um gemeinsam mit den Kindern ueber Umweltverschmutzung zu sprechen und die Situation in Oesterreich darzustellen. Auch sie werden uns wieder herzlich empfangen und uns den Abschied hier erschweren, denn in diesen 3 Tagen haben wir so viel Waerme empfangen trotz der Kaelte, die sich hier breitmacht.
Peruana - 14. Aug, 20:51
ich sitze gerade im arbeitszimmer unserer gastfamilie in santaros del puente de piedra und bin umgeben von scanner, drucker, webcam, digi-cam, stereoanlage. wenn man jedoch einen blick aus dem fenster wirft (die uebrigens verspieglet sind, so dass man von der strtasse aus nicht herein sieht), preasentiert sich eine ganz andere welt: strassenhunde, die sich kratzen und im muell nach essen stoebern, um ein paar gramm mehr auf ihren ausgemergelten rippen zu bekommen; kinder, die auf der strasse fussball spielen; waesche, die im freien trocknet; motitos - taxis mit drei reifen, wie man sie aus inidien kennt...
liz und eddy engagieren sich sehr in dieser gemeinde und an unserem ersten tag begleiteten wir eine schulklasse, die sich mit umweltverschmutzung beschaeftigt. die kinder sind zwischen 11 und 12 jahre alt und waren von unserer ankunft ganz begeistert. ganz stolz haben sie uns einen brief von einem franzoesischen ex-priester vorgelesen, der auch hier in der gemeinde taetig war und ueber die muelltrennung in europa berichtet hat.
mit den ninas gemeinsam gingen wir dann von haus zu haus und erkundigten uns, ob es in der jeweiligen strasse wasseranschluss, pflanzen, muell auf der strasse und gewalt gibt. es war wirklich erschreckend zu sehen, wie manche menschen wohnen und auch die scham in den gesichtern, wenn sie auf unsere fragen antwort gaben. je weiter wir die huegel hinaufgingen, desto schlechter war die versorgung und desto aermer war die dortige bevoelkerung. fast jedes haus hatte einen wachhund, die ausserst bedrohlich waren und auch die kinder selbst hatten angst.
nach diesem sprung ins kalte wasser der pueblos jovenes ging es dann mit dem bus zu einem kleinen fluss. was sich vielliecht in oe ganz idyllisch anhoeren wuerde, ist hier in lima eine einzige katastrophe! der gestank ist fast unertraeglich, auf dem wasser schwimmt schaum, es gibt keine fische mehr - nur muell und tote tiere im wasser - daneben eine muellkippe, wo menschen nach verwertbarem ausschau halten. eine frau kam dann von den muellbergen herunter und wusch sich und ihre waesche im fluss - in dieser drecklacke! sie hatte nicht einmal richtige schue an, nur flip flops und auch keine lange hose, obwohl es doch ziemlich kalt war.
wie man in diesem viertel leben kann - ich weiss es nicht...
und fuer die kinder war es ganz normal! iris und ich waren ziemlich emtsetzt und auch bewegt, weil wir so etwas noch nie zuvor gesehen hatten.....
Peruana - 14. Aug, 20:31
einige einblicke und eindruecke vom leben hier in chaclacayo dieses spannende wochenende....bis bald wieder...
e_lisabeth - 14. Aug, 05:00
roxanna macht sich grosse sargen um ihre schwester, einerseits weil die familie fast nicht ueberleben kann, weil sie so sehr an der arbeit mit den artesanias haengen und nicht wirklcih andere auftraege annehmen bzw ihre kinder nciht genug zum mitarbeiten auffordern. dass kinder hier einen beitrag zum familieneinkommen leisten ist ganz normal, das einkommen des vaters wuerde nie reichen.
andererseits macht evelyne, die 17 jaehrige tochter grade sorgen...sie wurde vergewaltigt, von einem ·"freund" - das kommt hier eben anscheinend recht oft vor...deswegen greift ja die praesidenten kampagne auch ganz gut...- und jetzt ist sie schwanger. es geht ihr natuyerlich nicht gut. sie ist oefter einfach abgehaut, alle raetseln jetzt wer ihr wirklicher freund ist, marci (die mutter) macht sich eben echt volle sorgen, als sie mich abholte am fr hatte sie rotgeweinte augen und die ganze busfahrt erzaehlte sie mir von ihrem unglueck...es dauerte ein bissl bis ich das alles verstand....
e_lisabeth - 14. Aug, 04:54
wie ich hierherkomme: die marci macht einen líderes kurs ( also sowas wie gemeindeentwicklung und fuerhrungsausbildung) im instituto bartholomé de las casas, wo auch wir den kurs machen. heute waren wir auf einem arbeitsgruppentreffen. es waren echt so engagierte frauen, sie sind voll optimistisch, es ist sehr bewundernswert, echt, wenn ich ihre lebensumstaende sehe werde ich eher bedrueckt und denk mir es braucht wahnsinnig lang hier irgendwas zu veraendern. jedenfalls der kurs ist echt super, er foerdert politische diskussionen und selbstbewusstsein, was als indiges abstammende echt notwendig ist in peru..
hauptsaechlich arbeiten marci und ihr mann bei ciap, einer kooperative, die artesanias, also kunsthandwerk herstellen. das geschaeft ist sehr hart, sie sind auf der suche nach etwas das sich in europa und den usa gut verkaufen laesst. entwickeln staendig neue teppich und taschen muster....es ist sooo viel arbeit!!! in ihrem haus haben sie 3 webstuehle und alle geraete um rohe wolle zu faerbigen faeden und diese dann zu teppischen zu verarbeiten. alles haednisch!!! es dauert wirkclih sooo lang bis ein teppich fertig ist, und ich weiss ja wie billig sie auf den maerkten verkauft werden...
sie arbeiten hauptsaechlich fuer faire handelsorganisationen, arbeiten auch mit eza in oe zusammen, aber wenn die nachfrage gehlt nuetzt ihnen das auch nix.
jedenfalls bringt die kooperative viele produktionsvorteile und erleichtert die arbeit ein bisschen....aber irgandwie kommt es mir trotzdem recht aussichtslos vor..
e_lisabeth - 14. Aug, 04:46
ok, lieber viele kleine beitraege als einen kilometerlangen...
war grade zu besuch in einer huette, das war furchtbar, ich konnte sie richtig spueren die armut, wie sie mir unter die haut kroch, ein gefuehl voll ohnmacht, scham, druck, schlechte gerueche, angst....rundherum gemauert und drueber plane, aber so schmutzig echt schiach. neben der kueche ueber eine kleine stufe gleich das klo&bad, meine quasi gast eltern mit denen ich dort war, sagten der luisa, die dort wohnte sofort, sie muesse das bad woanders hinbauen, das sei nhygienisch ...gestampfter erdboden, die zimmer mit plastikplanen unterteilt...ich wollte nur weg und war fast wprachlos. in solchen situationen tu ich dann immer so als koennt ich gar nicht gut spanisch, oder krieg sowieso keinen satz raus besser gesagt..wahrscheinl wunderten sich die anderen...die luisa sagts so oft, sie geniert sich so fuer das haus, u in europa haben wir sicher schoene haeuser....
tja. es gibt echt so viel zu tun. mit nix laesst sich rechtfertigen dass leute so wohnen!!!
wo ich bin ists eigentlcih recht gemuetlich. haben boden u der fernseher ist gross :-), das stockbett, wovon ich eine haelfte bewohne, steht durch einen kasten vom kuechenteil abgetrennt. wenn jemand kocht begint es in der ganzen huette voll nach gas zu stinken, 2x bin ich schon panisch vom bett runtergesprungen..
ueberall liegen schals und decken und hauben herum, die roxanna naeht, sie naeht den ganzen tag. voll oft ist besuch da, obwohl sie eigentlcih nur mit ihrer einzigen tochter hier lebt, sind wir beim essen immer ca zu 5.
sie ist voll stolz drauf dass sie so fleissig ist u halbwegs gut verdient, also so dass sie gut ueber die runden kommt. im moment hat sie einen auftrag von einer textilienfabrik: sie naeht schalfransen haendisch an schal an. echt eine trottelarbeit, pro schal bekommt sie 30 centimos also 30% von einem sol. 4 sol sind ein euro.
um einen sol bekommt man schon viel. z.b. ein kilo bananen, eine busfahrt oder eine stunde internet. luisa sagte heute, ja hier arbeiten wir um zu essen, nicht um haeuser zu bauen...
e_lisabeth - 14. Aug, 04:18
hey, wieder da :-)
also was ich wirklich gar nciht packe, ist das fernsehen hier!!!! besonders ich als grundsaetzliche nicht-fernseherin finds total beklemmend mir beim essen abenteuersportsendungen anzusehen oder bloede wettsendungen, heute hat jemand ein riesen gewicht mit seinen ohren getragen, zusaetzlich durfte ich mitansehen wie sexy weisse menschen ihre cellulitis loswerden koennen und ihre haare glaenzend halten..gestern war so ein meerjungfrauenfilm mit zartgruenen maedls und blonden juenglingen, furchtbar angesichts des vollgerammelten zimmers, der dunkelhaeutigen menschen, die sich nebenbei ueber geld und ihre familienangelegenheiten und ihre arbeit unterhalten....aber das schlimmste echt das schlimmste hier sind die gewaltsendungen..also ich fand die ja schon in mexico grauenvoll, hatte aber zwischenzeitlich vergessen wie abscheulich ich sie finde!!! gestern war boxkampf, oder irgendein kampf bei dems offensichtlich keine regeln gab sondern nur darum ging sich schon moeglichst vorm einstieg in den ring zu zermalmen...und so viele actionfilme!!! und alle schauen das an! und staendig rennt irgendwo ein fernseher!!! ich dachte schon: haettte ich einen tag praesidentinnenschaft in peru inne, eines der ersten dinge die ich veraendern wuerde waere das fernsehprogramm...erinnerte mich dan daran, dass gioconda belli in ihrer lebensgeschichte erzaehlt, die sandinistInnen haetten nach ihrer machtuebernahme einige tage nur kritisches programm und natur und tierfilme gezeigt, und wie schnell sie das satt hatte und die leute sich beschwerten....hm...aber irgendwas muesste man sich einfallen lassen...die leute sind irgendwie so angewiesen auf dieses medium...ich mein ich koente mich ja auch in oe darueber aufregen, aber hier hab ich einfach keine wahlfreiheit u muss waehrend des essens glotzen...
e_lisabeth - 14. Aug, 04:07