Österreichische Vor-Urteile

Vor-Urteile der Österreicher gegenüber Peruanern

Nachdem auch ich selbst in Peru von der Bevölkerung oftmals überrascht wurde und meine eigenen Vorstellungen neuen wichen, wollte ich nach meiner Rückkunft in Österreich herausfinden, welches Bild sich Österreicher von dem vielfältigen Land mit den unterschiedlichen Bewohnern machen, und versuchen, es - soweit ich es kann und falls nötig - gerade zu rücken oder zu vervollständigen.
Hier also einige Zitate von befragten FreundInnen zu ihren Vorstellungen über Peru/aner:

"ich stelle mir die peruaner vor als sehr gemütliches volk, ein volk das auf grund seines indianischen ursprungs sehr stolz ist, und auch lebensfreude in sich trägt."

Indianer oder besser die "indigenen Völker Amerikas" machen heute ca. 45% der Gesamtbevölkerung Perus aus. Daneben existieren zahlreiche unterschiedliche Bevölkerungsgruppen, denn: Die peruanische Bevölkerung ist äußerst heterogen zusammengesetzt.
Hautfarbe und Abstammung sind wichtige Kriterien in der peruanischen Gesellschaft: Je heller die Hautfarbe, desto größer sind Lebenschancen und der soziale Status.
Traditionell wird in Bezug auf die Bevölkerungszusammensetzung zwischen den „weißen“ Nachkommen der Spanier und anderen europäischen Einwanderern sowie der indianischen Bevölkerung des Landes unterschieden. Ladinos oder Mestizen sind „Mischlinge“ mit spanischem und indianischem Blut, die noch bis weit nach der Unabhängigkeit von Spanien als Menschen 2. Klasse galten. Sie stellen heute rund 32% der Gesamtbevölkerung und bilden mittlerweile die Mittel- bzw. Oberschicht.
Die Küstenregion war bis ins 20. Jahrhundert eine Domäne der im kulturellen Sinne weißen Peruaner. Ihre Sprache ist Spanisch, ihr soziales Leben und ihre kulturellen Werte sind an Europa und den USA orientiert und die meisten Machtpositionen in Politik und Wirtschaft sind von dieser Gruppe der Bevölkerung besetzt.
Die Mehrheit der peruanischen Bevölkerung gehört der Gruppe der indigenen Andenbewohner an. Die Indígenas, deren Anteil an der Gesamtbevölkerung 45% beträgt, sind in allen bedeutenden Bereichen des zivilen Lebens benachteiligt. Neben dem bevorzugten Lebensraum der Anden sind auch 53 verschiedene indianische Ethnien im Tiefland des Amazonas beheimatet. Die Indígenas gehören überwiegend zu den Quechua (40%) und Aymará (5%) sprechenden Völkern. Daneben existieren mehrere ethnische Minderheiten.

Obowohl nun so viele Peruaner an oder unter der Armutsgrenze leben, konnten wir auch und vor allem ihre Lebensfreude miterleben. Trotz weniger Habseligkeiten haben die Menschen das Lachen nicht verloren und so konnten wir in den Slums von Lima das Motto der dortigen Bewohner erfahren:
Un día sin una sonrisa es un día perdido (Ein Tag ohne ein Lächeln ist ein verlorener Tag)
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Stolz hingegen sind die Indígenas vor allem auf ihre Kultur, die auf die Inkas zurückgeht. Auf sich selbst stolz zu sein fällt ihnen jedoch sichtlich schwer - die tägliche Diskriminierung auf Grund ihrer Hautfarbe und Abstammung zeigt ihnen deutlich, dass sie in der peruanischen Gesellschaft keine Akzeptanz finden können.
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"man sieht schon auf den ersten blick, dass jeder mensch dort schwer arbeiten muss und wahrscheinlich jeder einzelne schon sehr viele schicksalschläge in seinem leben durchmachen musste"

Wie aus anderen Beiträgen in diesem Weblog hervorgehen wird, erleben viele Peruaner alltägliche Armut.
Peru ist eine Dreiklassengesellschaft: Eine Oberschicht von 15-20% Weißen und Ladinos erwirtschaftet einen Großteil des nationalen Einkommens. Weitere 15-20% der peruanischen Gesellschaft gehören der Mittelschicht an, die hauptsächlich aus Ladinos besteht. Rund 50-60% jedoch, d.h. mehr als 13 Millionen Peruaner, leben an oder unter der Armutsgrenze. Der überwiegende Teil von ihnen sind Indígenas. Auf Grund ihrer unzureichenden Bildung leben die meisten vom Eigenanbau von Gemüse. Andere schlagen sich als fliegende Händler, Saisonarbeiter oder mit Gelegenheitsjobs durch.
Eine prekäre Wohnsituation, ein Bildungs- und Gesundheitsnotstand sowie Arbeitslosigkeit haben zu Kriminalität, Alkoholismus, Kinderarbeit und Obdachlosigkeit geführt.
Insbesondere die Jahre der Gewalt (1980-2000, siehe Beitrag "Jahre der Gewalt") haben beinahe jedem Menschen in Peru körperliches oder seelisches Leid zugefügt.
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"peru? für mich ist es regenwald, machu picchu, titicaca see mit den coolen inselchen drauf und vor allem die menschen. ich denke, gerade dort machen die menschen selber das land mit dessen atmosphäre aus und nicht sehenswürdigkeiten im herkömmlichen sinne."

Absolut richtig! Peru ist ein landschaftlich sehr reizvolles Land, aber es sind die Begegnungen mit den Menschen, die unsere Peru-Reise erst zu einem besonderen Erlebnis gemacht haben.

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